Chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung und Pankreasinsuffizienz

Chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Chronische Pankreatitis): Meist in Schüben verlaufende Bauchspeicheldrüsen-Entzündung mit zunehmendem Verlust aller Bauchspeicheldrüsen-Funktionen (Pankreasinsuffizienz). Unter der schmerzhaften Erkrankung leiden mehr Männer als Frauen, weil Alkoholmissbrauch als häufigste Ursache vor allem Männer betrifft.

Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz): Wenn 90 % der Bauchspeicheldrüse zerstört sind, erlöschen die Drüsen- und die hormonellen Bauchspeicheldrüsen-Funktionen. Ursache ist eine akute oder chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Lebenslange Folgen sind Verdauungsinsuffizienz (Malassimilation) aufgrund fehlender Verdauungsenzyme und ein insulinpflichtiger Diabetes.

Keine der beiden Krankheiten ist heilbar; ihr Verlauf lässt sich aber positiv beeinflussen, vor allem wenn der Patient auf das auslösende Gift, meist Alkohol, verzichtet. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei 50 %; sie hängt aber auch von der eventuellen Grundkrankheit ab.

Leitbeschwerden

  • Schmerzperioden im Oberbauch, oft einige Stunden nach opulenter Mahlzeit oder größerem Alkoholkonsum einsetzend
  • Unverträglichkeit von fettreichen Speisen
  • Voluminöse, fettige, glänzende, übelriechende Stühle, Durchfälle
  • Symptome eines Diabetes wie Durst, häufiges Wasserlassen, Schwäche, Schwindel

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Ursache ist in bis zu 80 % der Fälle ein dauerhafter Alkoholmissbrauch (bei manchen Betroffenen reichen dabei auch moderate Mengen). In 20 % der Fälle lässt sich keine Ursache erkennen; selten sind genetische Defekte, eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus) oder Abflussbehinderungen des Verdauungssaftes verantwortlich.

Leitsymptom ist der wiederkehrende, meist heftige Oberbauchschmerz, der Stunden bis Tage anhält. Mit zunehmender Krankheitsdauer nehmen die Schmerzperioden mehr und mehr ab. Dann aber zeigen sich die Beschwerden aufgrund der nachlassenden Bauchspeicheldrüsen-Funktion. Wenn von der Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Verdauungsenzyme in den Darm ausgeschüttet werden, werden die Nahrungsbestandteile nicht mehr richtig verdaut, was zu Mangelernährung und damit zu Gewichtsabnahme führt.

Folgeprobleme. Besonders die unzureichende Verdauung der Nahrungsfette ruft Beschwerden wie Blähungen und Durchfälle hervor, die mit voluminösen, fettigen, übelriechenden Stühlen (so genannten Fettstühlen) verbunden sind. Weiter kann die unzureichende Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K zu Mangelerscheinungen führen, z. B. Osteoporose durch Vitamin-D-Mangel. Bei etwa einem Drittel der Patienten kommt es aufgrund verminderter Insulinproduktion zum Diabetes.

Als weitere Komplikationen drohen Steine und Verengungen im Pankreasgangsystem, die neben Schmerzen zu wiederholter Gelbsucht führen. Größere flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Pankreas-Pseudozysten) können Druckbeschwerden und bei Entzündung Fieber hervorrufen. Thrombosen von Milzvene und Pfortader verursachen gelegentlich Symptome eines Pfortaderhochdrucks und schließlich ist das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Die typischen heftigen Schmerzen im Oberbauch zusammen mit einer starken Erhöhung der Pankreasenzyme Lipase, Elastase 1 (wird im Stuhl bestimmt) und Pankreasamylase sichern die Diagnose. Allerdings kann auch ohne nachweisbaren Enzymanstieg ein Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung vorliegen.

Ist Alkoholmissbrauch nicht die Ursache, muss (spätestens nach dem zweiten Schub) der Grund für die Erkrankung gesucht und bei sehr jungen Patienten durch Labortests auch nach einem genetischen Defekt gefahndet werden. Bildgebende Verfahren - z. B. Röntgenleeraufnahme, Ultraschall, ERCP und MRCP - zeigen krankhafte Veränderungen des Organs.

Fettunverträglichkeit, Durchfälle und fettige Stühle weisen auf eine Pankreasinsuffizienz hin, erst Funktionstests sind beweisend.

Akuttherapie. Behandelt wird der akute Schub in der Klinik mit den gleichen Maßnahmen wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsen-Entzündung.

Langzeitbehandlung. Erhärten die Untersuchungen den Verdacht auf eine chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung, muss der Patient lebenslang auf Alkohol verzichten. Wichtig ist außerdem eine kohlenhydrat- und eiweißreiche, aber ballaststoffarme Kost, die auf fünf bis sieben kleine Mahlzeiten pro Tag verteilt wird. Bei Pankreasinsuffizienz müssen die fehlenden Verdauungsenzyme, insbesondere die Lipase, in Form von magensaftresistenten Tabletten (z. B. Kreon®) zu den Mahlzeiten in hoher Dosis zugeführt werden.

Viele Patienten schrecken vor der Menge an Medikamenten zurück, die sie einnehmen müssen. Aber nur mit ihrer Hilfe kann die Fettverdauung weitgehend normalisiert werden und eine besonders fettarme Ernährung ist dann nicht mehr nötig. Bei bereits eingetretenen Symptomen eines Vitaminmangels bzw. zu dessen Vorbeugung werden die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K regelmäßig injiziert. Hat die Pankreasinsuffizienz eine Diabeteserkrankung zur Folge, muss auch diese lebenslang mit Insulin behandelt werden.

Die Schmerztherapie ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Dabei werden zunächst leichtere Schmerzmittel wie Paracetamol und Novaminsulfon eingesetzt, bei nicht ausreichender Schmerzlinderung auch Opioide und invasive schmerztherapeutische Verfahren.

So können operativ Verengungen und Steine in den Pankreasgängen aufgedehnt bzw. entfernt werden, Zysten und Abszesse abgesaugt oder ein Teil der Bauchspeicheldrüse operativ entfernt werden. In schweren Fällen kann auch eine Zerstörung der Nerven im Bauchraum eine Schmerzfreiheit bewirken.